Kurzpredigt zu Markus 8, 1-9
09/06/2016von Elfriede Müller
Dass ich heute hier im Gottesdienst vor Ihnen stehe und predige, war für mich keine leichte Entscheidung. Ich habe aber in den vergangenen Tagen so viel Zuspruch, Ermunterung, Mitdenken und Denkanstöße bekommen, dass ich hier meinen Dank dafür deutlich zum Ausdruck bringen möchte an alle, die mich begleiteten und ihre Gedanken mit mir teilten.
Und genau diese Erfahrung des Begleitetwerdens und Teilens ist heute mein Thema: Fünf Brote und Fische – es ist genug für alle da – und es bleibt viel übrig. Jesus hat Mitgefühl mit den Menschen, die ihm so lange zuhörten und nun nichts mehr zu essen haben; sie könnten auf ihrem bevorstehenden Weg Not leiden, zusammenbrechen. So fragt er seine Jünger: „Wie viele Brote habt ihr?“ Im übertragenen Sinn kann das auch heißen: Wie viele Gaben habt ihr, habe ich, die wir teilen können? Was können wir mit Menschen in der Gemeinde teilen, deren vorrangiges Bedürfnis nicht mehr essen und trinken ist?
Wir, eine Gruppe interessierter Menschen aus den katholischen Gemeinden unter dem Kreuzberg und der Trinitatisgemeinde, kamen zusammen, um am 1. Befähigungskurs der im vergangenen Jahr gegründeten Ökumenischen Hospizinitiative unter dem Kreuzberg teilzunehmen. Wir erhielten eine Ausbildung zu ehrenamtlichen Hospizhelferinnen und -helfern. Außer sehr tief gehenden Erfahrungen mit eigenen Gefühlen und Gedanken zu Gebrechen, Verlusten und endlichem Leben setzten wir uns während des Kurses unter anderem mit folgender Frage auseinander: Wie können wir unsere Zeit, unsere Gaben, unsere Erfahrungen, das uns vermittelte Wissen mit Schwerkranken, mit Menschen in ihrer letzten Lebensphase und deren Angehörigen teilen?
Menschen aus den Gemeinden in solch schweren und endlichen Situationen nicht allein zu lassen, ist das Anliegen der Ökumenischen Hospizinitiative unter dem Kreuzberg. Wir wollen: Unsere Zeit teilen, einfach da sein, zuhören und die Lebensqualität verbessern. Lebensqualität gestalten durch die Vermittlung von möglichen Hilfsangeboten z.B. im pflegerischen Bereich, Informationen weitergeben, miteinander lachen, erzählen, vorlesen, singen, beten und vielleicht sogar ein bisschen verrückte Wünsche erfüllen. Die quälenden Fragen zulassen. Gegenüber bedrückenden Lebensgeschichten aufgeschlossen sein, wertschätzend zuhören.
Dabei können bei uns Begleiterinnen und Begleitern durchaus Fragen und Zweifel am eigenen Vermögen aufkommen, ob wir den Erwartungen der zu begleitenden Menschen in den jeweiligen Situationen gerecht werden können? Entsprechend der Sorge der Jünger in der Wüste, nicht genügend Lebensmittel beschaffen zu können.
Dank der Unterstützung, die wir in unserer Gruppe, in der Praxisbegleitung und der angebotenen Supervision erfahren dürfen, wagen wir jedoch gerne die Begleitung von Menschen und wollen mit ihnen unsere Zeit in ihrer letzten Lebensphase teilen.